22. Januar 2025 - Zwischen dem Ende der easyCredit BBL-Hinrunde und dem Start der Rückrunde äußert sich BG-Geschäftsführer Frank Meinertshagen in einem Interview zur aktuellen Situation, der finanziellen Lage und einer möglichen Zukunft in der ProA.
Frank, die vergangene Woche war sehr turbulent. Zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg 2014 hat die BG während der Saison ihren Trainer gewechselt. Wie ist diese Entscheidung zustande gekommen?
Die Entscheidung ist nach dem Braunschweig-Spiel in der Nacht von Samstag auf Sonntag in kleiner Runde gefallen. Da haben wir zuerst ganz grundsätzlich besprochen, was wir tun können, um die Situation zu verbessern inklusive Pros und Kontras eines Trainerwechsels. Nach wirklich langer Diskussion sind wir dann zu der schweren Entscheidung gekommen, den Trainer zu wechseln.
Habt ihr auch erst nach dem Braunschweig-Spiel begonnen, mit Trainerkandidaten zu verhandeln?
Nachdem Samstagnacht die Entscheidung gefallen war, haben wir am Sonntag zum ersten Mal mit Kandidaten gesprochen. Wenn man in so einer Situation wie unserer ist, dann bekommt man von Agenten regelmäßig Trainer vorgeschlagen, die entweder auf der Suche nach einem Job sind oder sich vorstellen könnten zu wechseln. Insofern gab es schon einen ausreichenden Pool. Wirklich beschäftigt haben wir uns damit aber erst am Sonntag.
Wer trifft bei der BG solche Personalentscheidungen?
Im Endeffekt treffen die Gesellschafter diese Entscheidung per Mehrheitsbeschluss. Wir haben unter den Gesellschaftern verschiedene Arbeitsgruppen, und die Arbeitsgruppe Sport hat das zuerst in kleiner Runde entschieden. Danach gab es einen Umlauf-Beschluss aller Gesellschafter.
Da der Vertrag mit Olivier Foucart noch mindestens bis zum Ende der Saison weiterläuft: Wie sehr belastet der Trainerwechsel die BG finanziell?
Natürlich belastet uns das, weil wir zusätzliches Geld ausgeben, das nicht eingeplant war. Man versucht immer abzuwägen zwischen kein Geld ausgeben und sportlichem Misserfolg. Wenn man nicht erfolgreich spielt, kostet das auch Geld durch weniger Zuschauereinnahmen oder Sponsoren, die man nicht von einem Engagement überzeugen kann. Das sind oft keine Schwarz-Weiß-Entscheidungen. Aber wir haben uns das sehr genau überlegt. Langer Rede kurzer Sinn: Wir geben Geld aus, das nicht eingeplant war, aber wir können es uns leisten.
War Mikko Riipinen die erste Wahl oder habt ihr auch mit anderen Trainern gesprochen, die beispielsweise in den Medien gehandelt wurden?
Es gab eine ganze Reihe von Trainern, die ihr Interesse an einem Job bei uns bekundet haben. Von diesen Kandidaten haben wir nur mit zweien gesprochen, Mikko war einer davon. Es ist ja normal, dass in der Öffentlichkeit erst einmal die Namen der Trainer spekuliert werden, die schon einmal in der easyCredit BBL gearbeitet haben und momentan auf Jobsuche sind. Wir haben aber mit keinem dieser Trainer Kontakt aufgenommen. Es hat uns auch kein Kandidat abgesagt. Mikko war unsere erste Wahl.
In sozialen Netzwerken wurde spekuliert, dass die BG den Abstieg geplant hat, weil sie die Vorgaben der Liga mit höherem Etat und höherer Hallenkapazität nicht erfüllen kann, und du die BG dann verlässt. Was entgegnest du diesen Menschen?
Dass sie mich sehr schlecht kennen. Wer mich und die Entscheidungsträger hier kennt weiß, dass wir versuchen uns stetig weiterzuentwickeln, professioneller in allen Bereichen und sportlich erfolgreicher zu werden. Dazu passen solche Gerüchte um einen geplanten Abstieg natürlich überhaupt nicht. Die ProA hat sich zwar sehr gut entwickelt und dort gibt es inzwischen auch sehr gute Rahmenbedingungen, dennoch macht es mir deutlich mehr Spaß in der easyCredit BBL zu arbeiten und spielen. Das würde ich gerne auch in Zukunft tun. Wenn wir absteigen sollten, dann mit dem Ziel, wieder aufzusteigen, wohlwissend dass das nicht einfach werden würde. Von meiner Seite würde ich auch weitermachen.
Das bedeutet, dass die BG auch in der zweiten Liga weiterexistieren kann?
Ja, aber es wäre eine Herausforderung für uns aufgrund der speziellen Rahmenbedingungen, die nicht ganz einfach sind. Unser Trainingszentrum ist super und ein echtes Pfund, kostet aber eben auch eine Menge Geld. Die Miete der Sparkassen-Arena ist hingegen überschaubar, doch wir müssen immens viel Zeit und auch Geld investieren, um aus einer Schulturnhalle bei jedem Heimspiel eine Basketball-Arena zu machen. Wenn es soweit kommen sollte – noch ist es ja nicht so weit – dass wir absteigen, sind natürlich unsere Sponsoren gefordert, uns weiter zu unterstützen, damit wir in der ProA mit dem Ziel und der Perspektive antreten können, wieder aufzusteigen.
Diesen Rückhalt von Partnern und Sponsoren spürst du aber weiterhin?
Ja, bei mir und den Mitarbeitern, die die Sponsoren betreuen, kommt das so an. Selbstverständlich gibt es auch mal kritische Worte und Unzufriedenheit nach Niederlagen. Aber dass Sponsoren uns jetzt schon gesagt haben, dass sie keinen Bock mehr haben, ist nicht so. Durch unsere transparente Kommunikation verstehen die meisten unsere Situation und kennen die Rahmenbedingungen. Wir haben recht viele Sponsoren, und da ist eine gewisse Fluktuation normal. Wenn Sponsoren wegfallen, dann liegt das aber meistens nicht an unserer sportlichen Situation, sondern an den Umständen in ihren Unternehmen. Aber es fällt in jedem Fall leichter neue Sponsoren hinzuzugewinnen, wenn man sportlich erfolgreich ist.
Du sagst, dass die Sponsoren unsere Situation gut einschätzen können. Vor der Saison wurde das Ziel kommuniziert, dass wir um die Playins, also mindestens Platz zehn, mitspielen wollen. War das im Nachhinein eine krasse Fehleinschätzung der Qualität des Kaders?
Stand jetzt kann man das wohl so sagen. Wer sich solche Ziele setzt, muss sich auch daran messen lassen. Und momentan verfehlen wir es deutlich. Aber nach wie vor würde ich nicht in eine Saison gehen nur mit dem Ziel nicht abzusteigen. Der Unterschied zwischen Abstiegszone und Playins ist meistens nicht so riesengroß.
Wir haben bisher drei Spieler nachverpflichtet – bis Ende März können wir noch einen weiteren holen. Wird das passieren?
Das steht noch nicht fest. Wir haben in Marcus Shaver jetzt gerade erst einen neuen Spieler geholt und einen neuen Headcoach. Wir schauen erst einmal, wie sich das entwickelt und entscheiden dann, ob es noch Handlungsbedarf gibt. Wenn wir nachverpflichten, dann auch nur im Tausch mit einem anderen Spieler und wenn dadurch zusätzliches Geld frei wird. Durch die Krankheit von Mathis Mönninghoff und die Verletzung von Noah Churchill Sørensen haben wir ja in Kostja Mushidi und Tra Holder schon zwei Spieler zusätzlich geholt.
Die Verpflichtung von Marcus Shaver hat sich mit dem Trainerwechsel überschnitten. Hat Olivier Foucart ihn verpflichtet oder Mikko Riipinen?
Beide. Olivier hat Marcus gefunden, gesichtet und die Verpflichtung angestoßen. Bevor wir den Vertrag unterschrieben haben, haben wir dann aber auch Mikko gefragt, ob er damit einverstanden ist. Wir wollten dem neuen Trainer keinen Spieler vorsetzen, den er nicht haben möchte. Mikko hat sein Okay gegeben, aber er hat Marcus nicht ausgesucht.
Wie groß ist deine Hoffnung, dass wir den Ligaverbleib schaffen?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich habe die Hoffnung, dass wir es schaffen können. Fakt ist aber, dass wir die schlechteste Ausgangslage haben. Es gibt noch genug Spiele. Aber wir müssen sehr zeitnah auch mal Spiele gewinnen. Dabei es auch erst einmal keine Rolle, was die Teams direkt vor uns machen. Wir müssen guten Basketball spielen, konstant das Niveau vom MBC-Spiel als Ausgangsbasis nehmen und uns weiterentwickeln. Dann wird man sehen, was passiert.